25. April 2011 bis 08. April 2012 ehemalige Sonderausstellung: “Von der Tonwalze zur Bildplatte, Töne in der Schallplattenrille festgehalten”.
Einer der ältesten Wünsche der Menschheit ist es, das Flüchtige festzuhalten. Auf verschiedene Weise hat man es versucht. Bilder wurden gemalt, Plastiken gemeißelt. Beiden haben die Zeiten überdauert, aber kein Wort, kein Klang aus vergangenen Zeiten. Wir haben Noten, viele hundert Jahre alt, aber nicht die Flötentöne Friedrich des Großen, kein Orgelspiel Johann Sebastian Bachs, kein Gesang von den Minnesängern, denen die Menschenfrüher lauschten.
Es war einmal ein Postillion, der im kalten Winter fröhlich in sein Horn blies. Doch die Töne kamen nicht heraus, sie froren ein. Als er dann in der nächsten Kneipe saß sich ein wenig aufzuwärmen, da taute sein Horn auf und die Melodien, die er unterwegs hineingeblasen hatte, schmetterten nur so heraus, was bei den anwesenden Gästen große Verwunderung hervorrief.
Die Art der Speicherung gelang nur einmalig und war noch keine Möglichkeit Töne dauerhaft festzuhalten und wiederzugeben.
1877 war das Geburtsjahr der „Sprechmaschine“. Neben dem Franzosen Charls Cros und anderen Erfindern und Wissenschaftlern hat der Amerikaner Thomas Alva Edison seinen „Phonographen“ entwickelt, ein Walzenspieler. Edison ist heute allgemein als der Erfinder der Tonspeicherung anzusehen. Als Erfinder der Schallplatte ist der Deutsche Emil Berliner allgemein anzusehen. Die Schallplatten lassen sich einfacher vervielfältigen und haben bis heute ihren Reiz nicht verloren. In der Frühzeit benutzte man große Trichter, mit denen der Schall aufgefangen wurde und erstmalig spiralförmig in die Schallplatte eingraviert wurde. Von diesem Original ließen sich auf galvanischem Wege die Pressmatrizen herstellen und viele Platten in einer Vorrichtung, ähnlich einem Waffeleisen, viele Schallplatten pressen. Dieses Prinzip wird bis heute noch angewendet.
Die Erfindung des Magnetbandes verfeinerte den Aufnahmeprozess wesentlich und verbesserte die Qualität. Das Füllschriftverfahren nach Eduard Rhein erhöhte die Speicherdichte erheblich. Ein Grammophon tastet die Schallplattenrille mit einer Stahlnadel ab, überträgt die Schwingungen auf eine Membran und in einem Schalltrichter werden die Töne verstärkt. Moderne Wiedergabegeräte besitzen Leichttonarme und elektrische Systeme, die die Schwingungen der Schallplattenrille mit einer Diamantnadel abtasten und in elektrische Schwingungen umsetzen, verstärken und den Schall aus Lautsprechern ertönen lassen. Neben den Schallplatten mit Stereo-Ton hatte man Anfang 1970 4-kanalige Schalplatten in Quadrophonie-Technik zur Verbesserung des Raumklanges entwickelt, ein Vorläufer des Dolby-Surround-Systems. 19675 kam das Telefunken TED-Bildplattensystem auf dem Markt. Die Rillen tastete das Wiedergabegerät mit eine sichelförmig geschliffenen Nadelspitze ab. Die Spielzeit betrug ca. 10 Minuten. Die Qualität ließ noch zu wünschen übrig. Erst die Abtastung mit einem Laserstrahl bei der Bildplatte mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern und der nachfolgenden DVD brachte ab 1982/84 den erhofften Erfolg.
Richard Kügeler