1923
Deutschlands erster Rundfunksender, Radio Berlin, strahlte am 29. Oktober abends um 20 Uhr die erste offizielle Rundfunksendung aus. ”Achtung, Achtung, hier ist Berlin auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungs-Rundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig”. So ertönte die erste Ansage aus dem Vox-Haus-Studio. Das einstündige Programm schloss mit dem Deutschlandlied. es folgte die Absage: “Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht! Vergessen Sie bitte nicht die Antenne zu erden!” Damit war der Grundstein für regelmäßigen Rundfunk gelegt. Am 31.12.1923 gab es ca.500 Rundfunkgenehmigungen zum Betreiben eines Rundfunkgerätes, dazu kamen noch reichlich Schwarzhörer die es auch schon damals gab.
1924
Auf öffentlichen Druck der in Deutschland überall neu gegründeten Radio-Vereine führte die Reichspost im Mai 1924 die “Audion-Versuchserlaubnis” ein, die den Betrieb selbstgebauter Röhrenempfangsgeräte gestattet. Die Radio-Vereine boten daraufhin Lehrgänge an, in denen die nötigen Kenntnisse erworben werden konnten. Die Prüfungen fanden unter Mitwirkung der Post statt. Im Laufe des Jahres 1924 wurden 8 weitere Bezirksgesellschaften zugelassen, die nach dem Berliner Vorbild ihre Arbeit aufnahmen. Das Radioprogramm wurde um Wetter- und Börsenberichte erweitert; hinzu kam die erste Presseschau sowie die erste Außenübertragung, nämlich die Begrüßung des Zeppelin ZR III bei einem Probeflug über Stuttgart. Sehr wichtig war auch die 1. “Große Deutsche Funkausstellung” in Berlin die in der Zeit vom 4.-14.Dezember 1924 stattfand. Am 31.12.1924 gab es ca. 549000 Rundfunkgenehmigungen.
1925
Die Reichspost verzichtete am 01. Januar 1925 auf die Stempelpflicht der Rundfunkgeräte, sowie auf die Beschränkung der Wellenbereiche. Jetzt konnten auch begabte Bastler Eigenbaugeräte offiziell fertigen. Der Detektorempfänger war das Einstiegsgerät für den schmalen Geldbeutel. Wer mehr ausgeben konnte, leistete sich ein leistungsfähiges Röhrengerät. Dazu wurde ein Heiz-Akkumulator und eine Anodenbatterie benötigt. Im Juli 1925 betrug die Mitgliederzahl der Radiovereine über 50000. Diese Vereine setzen sich vehement für die Abschaffung der “Audion-Versuchserlaubnis” ein. Auf diese Erlaubnis, die im Ausland als “typisch Deutsch” verlacht wurde, verzichtete die Reichspost ab dem 1. September 1925. In der Zeit vom 04.-13. September fand die 2. “Große Deutsche Funkausstellung” in Berlin statt. Telefunken stellte Sparröhren mit Thoriumkathoden vor. Am 31. Dezember 1925 gab es schon über 1 Million Rundfunkgenehmigungen.
1926
Firma Loewe fertigte den Loewe Orts-Rundfunkempfänger OE333 mit Mehrfachröhre 3NFB. Entwickelt wurde die Mehrfachverstärkerröhre von Manfred von Ardenne. Dieser hatte schon 1923, als Fünfzehnjähriger, das erste Patent für diese Art von Röhren angemeldet. In dieser Röhre befindet sich eine Dreistufenverstärkerschaltung. Der Vorteil liegt in der Einsparung von 2 Glaskolben. Dieser Röhrentyp gilt als erster integrierter Schaltkreis weltweit. In der Zeit vom 3.-12. September fand in Berlin die 3. “Große Deutsche Funkausstellung” statt. Am ersten Tag dieser Funkausstellung wurde der Funkturm eingeweiht. Telefunken stellte die Arcolette vor. Es wurden immer mehr Röhrengeräte mit Lautsprechern verkauft, die Detektorgeräte mit Kopfhörer wurden langsam verdrängt. In der Nähe von Königswusterhausen, in Zeesen, wurde mit dem Bau einer großen Funkstation begonnen. Karl Daniel unternahm erste Versuche mit Schallbändern, die wesentlich später in den Geräten Teficord und Tefiphon eine Anwendung fanden.
1927
In diesem Jahr wurden die ersten Röhren mit indirekter Heizung, Gleichrichterröhren und Netzanschlußgeräte entwickelt. Vom 02.-11. September 1927 fand die 4. “Große Deutsche Funkausstellung” in Berlin statt. Es wurden in diesem Jahr nur noch einige wenige Detektorapparate von den Herstellern angeboten. Zum ersten Mal wurden dynamische Lautsprecher ausgestellt, ein großer Fortschritt gegenüber Trichterlautsprechern. Nicht weniger als 28 Rundfunkzeitschriften buhlen im Jahr 1927 um die Gunst der Käufer. Ende Dezember 1927 arbeiteten insgesamt 24 Deutsche Sender.
1928
1/3 aller neu angebotenen Empfangsgeräte waren nun für den Netzanschluss gefertigt. Für die noch angebotenen Batteriegeräte hatten die Hersteller Netzanoden entwickelt. Für 50 Mark waren einfache Röhrengeräte ohne Netzanschluss zu bekommen, Luxusempfänger kosteten bis zu 1000 Mark. In dieser Zeit verdiente ein einfacher Arbeiter wöchentlich ca. 30 Mark, für ein Pfund Brot mussten ca. 20 Pfennig bezahlt werden. Vom 31. August bis zum 09. September fand die 5. “Große Deutsche Funkausstellung” in Berlin statt. Erstmals war die Phonoindustrie vertreten, um Schallplattenspieler mit elektrischer Abtastung vorzustellen. Zum Zeitpunkt der Ausstellung war die Zahl der Rundfunkteilnehmer auf 2 Millionen angewachsen.
1929
Im Juni 1929 ging die gesamte Rundfunkniederfrequenztechnik von der Deutschen Reichspost auf die Reichs- Rundfunk- Gesellschaft über. Nun begannen die deutschen Sendergesellschaften mit dem Bau eigener Funkhäuser. Die erste deutsche Kurzwellen-Rundfunksendung wurde in Zeesen bei Königswusterhausen am 29. August ausgestrahlt. Die 6. “Große Deutsche Funkausstellung” in Berlin fand in der Zeit vom 30. August bis 08. September statt. In diesem Jahr gab es ca. 3 Millionen Rundfunkteilnehmer. Der Rundfunkkommissar Dr. Bredow legte den Grundstein für das “Haus des Rundfunks“ an der Masurenallee in Berlin.
1930
Die 7. “Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau 1930” fand in Berlin vom 22. bis 31. August statt. Zur Eröffnung hielt Albert Einstein eine Rede am Funkturm in Berlin-Charlottenburg, unter anderem sagte er: “Verehrte An- und Abwesende, wenn ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind. Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders…. Was speziell den Rundfunk anlangt, so hat er eine einzigartige Funktion zu erfüllen im Sinne der Völkerversöhnung…. Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst” . Erstmalig übertrug auf dem Messegelände ein UKW-Sender mit der Wellenlänge von 6m das Berliner MW-Programm.